Unentschieden in Gossau

Unentschieden in Gossau

Der FCT findet auch in Gossau nicht zum Siegen zurück und muss sich mit einem 3:3 begnügen. Trotz klarer Leistungssteigerung gegenüber den vergangenen Wochen und einem überlegenen Auftritt reichte es nicht zum Sieg. Die Gründe dafür gleichen einer Tragikomödie.

Man musste schon zwei Mal hinschauen, wenn man die Verteidigung des FCT anschaute. Nicht nur aus Verwunderung, wer da spielt, sondern tatsächlich, um die Spieler mit blossem Auge erkennen zu können – 1.70 Meter ist da nämlich eher Hochsprungrekord der 2. Oberstufe als die gemessene Körpergrösse der aktuellen FCT-Verteidiger. Da Hünen wie Rieser, Wagner, Eisenring, Loser und Fasel fehlen und Tobel leider kein Vorstandsmitglied in der Schubladengrösse von OFV-Funktionär-des-Jahres Gutknecht hat, um solche Defizite auszugleichen, agierten die Stutz-Elf mit einer Reihe von Gartenzwergen in der Abwehr, die noch übrig waren. Doch der FCT startete gut in die Begegnung und übernahm das Spieldiktat. Qerfozi jagte tatsächlich einem Mann in der Defensivbewegung nach, was sich lohnen sollte, denn unter Druck spielte der Gossauer einen schwierigen Ball. Kramer und Lapcevic schalteten schnell und schon war Qerfozi wieder in die Richtung unterwegs, die seinem Naturell eher entspricht: Ziel gegnerisches Tor. Davon lässt er sich sowohl von Gegen- als auch Mitspielern selten abbringen und besorgte den 0:1-Führungstreffer für Gelbschwarz. Tobel war spielbestimmend und kombinierte gefällig, doch hätte der Linienrichter eine Provision fürs Fahnenheben erhalten – er wäre in der ersten Halbzeit reich geworden, so oft liefen die Spieler ins Abseits. Chancen gab es dennoch, jedoch keine wirklichen Hochkaräter. Dies änderte sich nach 20 Minuten, als Vorzeigewurstler Egger sich durch die gesamte Abwehr dribbelte, danach aber am Torwart scheiterte. Man muss es ihm lassen, in diesem Fall war es ein sehenswertes, gewolltes Dribbling und eine wunderbare Aktion, die einen Treffer verdient gehabt hätte. Nur kurz darauf zog Inauen in den Strafraum und lag dann auf dem Boden. Obwohl dies bei ihm auf Kunstrasen eher die Regel denn Ausnahme ist, da er sich oft wie eine Kuh auf Glatteis bewegt, war es in diesem Fall ein Foulspiel des Gegenspielers, der ihm beim Abschlussversuch das Standbein wegzog. Qerfozi trat zum fälligen Elfmeter an und erzielte mit seinem persönlichen zehnten Saisontreffer das 0:2. Etwas aus dem Nichts kassierten der FCT daraufhin den 1:2-Anschlusstreffer, die Art und Weise war aber kaum überraschend, denn die Tobler Etruskerspitzmäuse konnten den Gossauer Eckball nicht verteidigen und da auch Torhüter Barberi nach einem Ellbogenschlag eher wie ein umgedrehter Maikäfer herumstolperte, nickte das Heimteam dankbar zum Anschlusstreffer ein. Fast hätte Gossau nachgelegt, doch der Stürmer vergab alleine vor dem Tor kläglich. Nun fingen sich die Gäste wieder, aber Grauso und Zweifel liessen gute Gelegenheiten für den Ausbau der Führung knapp liegen und Qerfozis Freistoss parierte der Schlussmann stark.

Die Tobler kamen hervorragend aus der Pause. Klassische Wortspiele wären jetzt, dass Trainer Stutz wohl die richtigen Worte gefunden habe oder dass der Pausentee besonders süss geschmeckt haben muss. Die Wahrheit ist aber etwas anderes, doch das Geheimnis geben wir hier nicht preis (es reimt sich auf fix). Direkt nach Wiederanpfiff hatte Lapcevic an der Seitenlinie den Ball und flankte aus dem Halbfeld in den Strafraum (was ihm unter Ex-Coach Heeb eine direkte Auswechslung eingebrockt hätte, aber Läufe an die Grundlinie sind streng). Grauso wurde perfekt bedient und köpfte den Ball aufs Tor, doch der Schlussmann riss irgendwie die Arme nach oben und lenkte tatsächlich den Ball noch über die Latte. Gleich darauf landete der Ball bei Wider, dessen Abschluss aus 16 Metern via Torwarthandschuhe an die Latte krachte. Gleich reihenweise kamen die Thurgauer zu Eckbällen, die jedoch etwa so viel Gefahr ausstrahlten wie die Atomtests eines gewissen Landespräsidenten. So kam es, wie es kommen musste: Aus dem absoluten Nichts fand ein Gossauer im Strafraum den Ball am Fuss und traf mit einem Ablenker zum 2:2-Ausgleich. Der FCT reagierte ziemlich kopflos und beschränkte sich auf Einzelaktionen, was wenig Wirkung zeigte. Gossau hatte nun die beste Phase im Spiel, brachte aber keinen weiteren Torschuss zustande. In der 81. Minute rollte ein Gossauer Angriff auf das FCT-Tor zu, als plötzlich zwei Bälle im Tobler Strafraum lagen – der zweite war vom Nebenplatz, auf dem die FCSG U-21 kickte, aufs Feld geflogen. Obwohl sich die beiden Bälle praktisch berührten und der zweite Ball zwei Tobler Spieler traf, wurde das Spiel weitergeführt, da er laut Schiedsrichter nicht störte. Die komplette Fassungslosigkeit war den Spielern anzumerken und wie es sich gehört, reagierten die Hartenauer mit der einzig richtigen Reaktion darauf: Den Gegner im Strafraum mal ordentlich wegflexen, damit der zweite Ball geklärt werden konnte. Das Foul war zwar klar, jedoch hätte es niemals so weit kommen sollen. Den fälligen Elfmeter verwandelten die Gossauer zur schmeichelhaften 3:2-Führung.

Nun besannen sich die Tobler aber erneut ihrer Stärken und zogen ein gepflegtes Spiel auf, um auf den Ausgleich zu drücken. Kurz vor dem Ende wurde Kastrati herrlich freigespielt und auf dem Weg zum Tor von hinten umgenietet, was nur eine gelbe Karte zur Folge hatte. Obwohl das Heimteam sogar wie im Fernseher einen Mann hinter die Mauer legte, behielt Jungblut die Nerven und schlenzte den Freistoss herrlich ins Lattenkreuz zum 3:3 Ausgleichstreffer. Es war nun zu spüren, dass die Gäste noch den Sieg wollten. Ein Abschlag Barberis wurde zur Beute von Obrist, der seinen Bewacher stehen liess und dann im Strafraum von diesem runtergerissen wurde, doch die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm. Mit dem letzten Angriff der Partie lancierte Kramer mit einem herrlichen Steilzuspiel Jungblut. Dessen Abschluss parierte der Torwart, doch der Ball hüpfte genau vor den Schädel des mitgelaufenen Husers. Dieser besann sich aber der Vorweihnachtszeit und wollte deshalb brüderlich teilen, weshalb er den Kopfball vor dem leeren Tor aus 2 Metern zurecht über die Latte köpfte, um es bei einer Punkteteilung zu belassen.

Nun folgt bereits das letzte Spiel der Vorrunde. Die 1. Mannschaft trifft auswärts auf den Leader Frauenfeld, gegen den man in der ersten Cuprunde mit 0:5 scheiterte. Anpfiff ist etwa um 16:00 Uhr.

Matchtelegramm:

Fc Gossau 2 – Fc Tobel-Affeltrangen 1946 3:3 (1:2)

Tore: 3. Qerfozi 0:1, 25. Qerfozi (P) 0:2, 29. Steiger 1:2, 55. Nukic 2:2, 81. Betl 3:2, 90. Jungbluuuuuuut 3:3, 94. Huser 3:3

FCT: Barberi; Kramer, Wegmüller, S. Manz; Lapcevic (55. Huser), Wider, Inauen, Zweifel; Egger (68. Kastrati); Qerfozi (76. Obrist), Grauso (58. Jungblut)

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