Matchbericht FC Romanshorn vs. 1. Mannschaft
Der Fc Tobel-Affeltrangen holt sich den ersten Sieg der laufenden Saison. Dank einer Leistungssteigerung und einem effizienten Auftritt in der zweiten Halbzeit gewinnen die Hartenauer in Romanshorn mit 0:3, bezahlen den Sieg aber teuer. Die Tore erzielten Buhl, Flück und Lapcevic.
Heeb schickte dieselbe Elf wie letzte Woche in dieses Flutlichtspiel. Wobei Flutlicht etwas übertrieben ist, denn aufgrund eines Glühbirnenausfalls musste man Meienberger in der ersten Hälfte als Schattengewächs bezeichnen. Der FCT ist sich dies aber vom Trainingsplatz bestens gewohnt und sonst überstiegen die Platzverhältnisse die heimischen Begebenheiten deutlich – ein womöglich früher Vorteil für Gelb/Schwarz? Zu Beginn war davon jedenfalls wenig zu sehen. Gleich zwei Mal spielten sich die Romanshorner mit dem altbekannten Schnittstellenball frei, verzogen dann jedoch die Abschlüsse aus besten Positionen. Gemäss Nachsagungen rein deswegen, da Vampir Meienberger wie ein Fels beeindruckend und urplötzlich aus dem Schatten ins Licht trat. Glück für Tobel, dass der Gastgeber diese Chancen liegen liess. Kurz darauf zeigte sich der FCT erstmals, als Wider einen Abschluss vom Strafraumeck am Tor vorbeikünstelte. Die Intensität liess in der Folge etwas nach, wobei Tobel die Entschlossenheit im Zweikampfverhalten sowie Präsenz vermissen liess und Romanshorn deshalb mehr vom Spiel besass.
Diesen Umstand nutzen wir für eine kleine Analyse des Gegners: Romanshorn besitzt in der Sturmspitze mit Länzlinger einen robusten Spieler, der fast alle hohen Zuspiele festmachen und weiterverteilen kann und dementsprechend auch gesucht wurde. Auf dem Flügel wird dann der pfeilschnelle Keller eingesetzt, welcher für 4 von 4 (!) der bisherigen Meisterschaftstoren der Seebuben zuständig war. Da sein Tempovorteil gegen Theo «TGV» Wagner – schnellster Spieler in Tobler Reihen – aber komplett aus dem Spiel genommen wurde, griffen die Platzherren zum Punkt Nr. 1 in der ominösen Fussballtrickkiste und wechselten die Seiten der Flügelspieler. Auf der neuen, nun im Licht stehenden Seite wurde Keller von Kaiser direkt mit dem berüchtigten Keiser-Säbel empfangen – Gelb für den Innenverteidiger. Romanshorn konnte sich weitere Male über die Aussen durch die Defensivreihen spielen, legte dann zumeist auch lehrbuchmässig am 16er quer, doch die Abschlüsse fanden nie den Weg am FCT-Gebein vorbei. Und wenn doch, dann zimmerte ein Stürmer den Ball aus wenigen Metern über die Latte, obwohl zwei seiner Kollegen in der Mitte freigestanden wären. So erwachte dann in den letzten 5 Minuten vor der Pause Tobel plötzlich aus dem Tiefschlaf. Wider tanzte – wie sonst nur im BBC gesehen – ein paar Spieler aus, spielte zu Buhl, der unsere Nummer 10 direkt mit einem perfekten Heber erneut in Szene setzte. Allein vor dem Tor versagten dem Edeltechniker aber die Nerven (oder die Kraft, kann nicht abschliessend beurteilt werden). Mit dem Pausenpfiff hämmerte dann Buhl die Kugel dann noch ins Netz, doch der Schiedsrichter hatte aufgrund eines vorangegangenen Foulspiels bereits unterbrochen. Trotz dieser positiven Szenen kurz vor der Halbzeit waren es die Tobler, welche den Pausenpfiff mehr herbeisehnten.
In der Pause durften die Tobler Zuschauer dekadente 7 Franken Eintritt fürs Spiel abgeben – ein Umstand, der ein Duo aus ehemaligem Trainer und aktuell verletztem Spieler derart erzürnte, dass sie sich mit lautstark ihrem Ärger Luft machen mussten. So viel zur Pausenunterhaltung, wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Für ein Getränk reichte es dann leider aus finanziellen und ideologischen Gründen trotzdem nicht mehr.
Ueli Heeb, weit über das Hoheitsgebiet von Pfarrer Schenker hinaus als spitzzüngiger Analytiker mit Worten, so scharf wie die Klinge eines Samuraischwertes begnadeter Motivator und Fussballphilosoph bekannt, richtete sein Team neu aus. Tobel steigerte sich zwar über die gesamte zweite Halbzeit deutlich, was in den ersten 20 Minuten nach der Pause geschah hatte auch mit einem Leistungseinbruch der Romanshorner, als hätte Franco Foda das Team zur Pause übernommen, zu tun. Bereits in der 47. Minute spielte der FCR ohne jede Not einen Querpass-Seitenwechsel vor dem eigenen Tor, der jedoch perfekt auf Buhls Brust landete. Dieser zog davon und verwertete im Direktduell mit dem Schlussmann eiskalt zum 0:1. Wer nun zu lange am Handy livetickern und Instagram-bildern war, der verpasste gar den nächsten Treffer. Was war passiert? Lapcevic über rechts, Flanke zur Mitte, Kopfballkerze von Sascha Manz ins nirgendwo, ein Verteidiger der am Ball vorbeisäbelt und absolutes Tohuwabohu. In solch einer Situation behält meist nur einer die Übersicht – Niels F(G)lück. Bestens positioniert hatte er keine Mühe, aus wenigen Metern das 0:2 zu erzielen. Doch der Freudentaumel und die Glücksgefühle sollten nur kurz anhalten, denn die Platzherren reagierten. Länzlinger nutzte eine seltene Unkonzentriertheit im FCT-Defensivverbund aus, um allein Richtung Tor zu ziehen. Loser, gebaut wie ein Artillerie-Panzer und flink wie die Maus aus der Sendung mit der Maus, holte den Stürmer ein und setzte zur sensationellen Klärungs-Grätsche 18 Meter vor dem Tor an. Leider unterschätzte er seine Sprungkraft (die er diejenige eines Grashüpfers zu haben weiss) und traf statt dem Ball nur die Beine des Gegners. Dies war dem Unparteiischen dann ein (Romans-)Dorn im Auge – Platzverweis das klare Verdikt. Nun überschlugen sich die Ereignisse, da der FCR seine Chance witterte und alles nach vorne warf, Tobel dadurch aber viel Raum zum Konterspiel vorfand. Der fällige Freistoss brachte nichts ein, doch der FCT startete gleich den Gegenzug und lancierte Flück, welcher entwischte und unbedrängt aufs Tor hätte ziehen können – hätte, da er zurückgepfiffen wurde, obwohl Flück aus der eigenen Platzhälfte gestartet war. Noch während sich die Spieler und Zuschauer darüber enervierten, schlug der Gastgeber einen gefährlichen Corner, den Meienberger bravourös entschärfte. Den Nachschuss aus 12 Metern lenkte der Tobler Schlussmann ebenfalls mit einer blitzschnellen Reaktion übers Quergebälk.
In der 66. Minute konnte Flück einen weiteren Entlastungsangriff fahren. Da er allein auf weiter Flur war, machte er das beste aus der Situation und gewann einen Freistoss am seitlichen Strafraumrand. Was dann geschah, ist schwierig zu beschreiben: Schnee im Sommer, weisse Krähen, Weihnachten an Ostern, Ufos am Himmel – oder eben: Kopfballtreffer Lapcevic. Wagner zirkelte das Leder mit viel Zug auf den ersten Pfosten, wo – man glaubt es kaum – Lapcevic, Lapcevics Schulter und sein Gegner gemeinsam einnickten: 0:3. Die Gäste verteidigten auch zu zehnt weiter konsequent und Romanshorn vermochte bis auf ein paar Weitschüsse und Kopfbälle, die das Ziel aber verfehlten, keine Grosschancen mehr herausspielen. Die Schlussphase gefiel dann hauptsächlich denjenigen Besuchern, welche der Sthenaolagnie frönen, denn gleich reihenweise zollten die Tobler dem Spiel zu zehnt nun Tribut und schieden mit Krämpfen aus. Erwähnenswerte Anekdoten aus der Schlussphase:
- Sascha Manz überrascht mit ausgeprägtem Stimmorgan, als er seine Kollegen nach hinten beordert. Wenig später verlässt er den Platz, lässt sich von den applaudierenden Fans aber nicht beeindrucken.
- Jeremy Egger, der einzige Mensch der innert Sekunden von Schlaftablette zu Wuselkönig wechseln kann, verpasst erst die Defensivarbeit, nimmt dann doch einem Gegner den Ball ab und wuselt sich vors Tor, kann aber nicht mehr reüssieren.
Die ersten 3 Punkte sind im Trockenen, eine solidarische Mannschaftsleistung in der zweiten Halbzeit sollte dem jungen Team nochmals Auftrieb geben. Das nächste Mal werde ich mich wieder kürzer halten, damit auch Max Egger, dem diese Art von Spielbericht missfällt, wieder mitlesen kann – sorry Max!
Nebst der roten Karte gegen Loser wiegt der Verlust von Castellana aber noch schwerer, da er mit einer Verletzung im ersten Umgang ausschied. Wir wünschen Valerio schnelle Genesung!
Nun folgt eine Meisterschaftspause, da am Wochenende der 1/8-Final im OFV-Cup ansteht. Das Spiel findet am Samstag, 17. September um 19.00 Uhr, auswärts gegen Tabellenführer Henau statt.
Matchtelegramm:
Fc Romanshorn – Fc Tobel-Affeltrangen 0:3 (0:0)
Tore: 47. Buhl 0:1, 48. Flück 0:2, 66. Lapcevic 0:3
FCT: Meienberger; Wagner, Loser, Buhl; Lapcevic (85. Fasel), Eisenring, N. Manz, S. Manz (90. Egger); Wider (85. Krishnakumar), Castellana (32. Buhl); Flück (71. Heeb)